„Otl Aicher, der Denker am Objekt“ — Filmvorführung im Cinema Paradiso

Im Zuge unseres Semesterprojektes hatten wir vergangenen Donnerstag die einmalige Möglichkeit, eine beeindruckende Nahaufnahme von einem der prägendsten Gestalter unserer Zeit, Otl Aicher, im Cinema Paradiso in St. Pölten zu sehen. Anwesend waren der Regisseur Peter Schubert, der in den 1960er Jahren selbst Student bei Aicher an der HfG Ulm war, und Wolfgang Reul,  Leitung Architektur Kommunikation bei FSB und „Türklinkenphilosoph“. Beide Gäste trugen mit ihrer unglaublichen Kenntnis um das Schaffen von Otl Aicher dazu bei, dass die Diskussionsrunde mit den vielen Fragen unserer Studierenden viel länger dauerte als der eigentliche Film. Der Nachmittag ging viel zu schnell vorbei! Herzlichen Dank für Ihre wertvollen Einblicke in den Menschen, Denker, Macher, Architekten, Grafiker, Philosophen — Otl Aicher. 
Danke auch an die Gastgeber des Cinema Paradiso St. Pölten, insbesondere an Mathias Kandler!

Greifen und Begreifen

„greifen und begreifen – die relationen zwischen denken und körper sind so eng, daß das, was im denken geschieht, oft in der sprache der hände beschrieben wird.“ (Otl Aicher)


Das Wiener Gestalter*innenduo mischer’traxler nahm die Zusammenarbeit mit dem Türklinkenhersteller FSB im Semesterprojekt und das obige Zitat von Otl Aicher zum Anlass, um sich mit den Studierenden in einem intensiven Auftakt-workshop dem Be-Greifen von Türklinken zu widmen.

Die Studierenden konnten direkt Denken und Machen verbinden, indem sie Türklinken zu verschiedenen Themen, Gefühlen und Eigenschaften entwarfen und ihren Entwurf im Dialog mit mischer`traxler weiterentwickelten. Ein gelungener Auftakt, danke Euch, Katharina Mischer und Thomas Traxler! 

(Zitat aus: Aicher (²2015), greifen und begreifen, in: analog und digital, S. 21).

MACHEN x DENKEN — AICHER x WITTGENSTEIN

Semesterstart im Designforum Wien – Ende Jänner 2023 soll hier eine von unseren Studierenden gestaltete Ausstellung zu sehen sein, die das Denken und Machen von Otl Aicher (1922-1991) untersucht, konterkariert, interpretiert und weiterdenkt. Aicher, der heuer im Mai seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, war einer der wichtigsten und einflussreichsten Grafikdesigner des 20. Jahrhunderts.

Partner der NDU ist bei diesem Projekt die Firma FSB, ein namhafter Hersteller von Tür- und Fensterbeschlägen. Otl Aicher gestaltete in den 1980er Jahren nicht nur das Erscheinungsbild der Firma sondern deren gesamte Firmenphilosophie, so dass FSB dem weltberühmten Designer bis heute viel verdankt. Weil man sich dieser Tatsache bewusst ist und das Erbe von Aicher ganz bewusst pflegt hat FSB sich den runden Jahrestag von Aicher nun zum Anlass genommen mit 3 Hochschulen in Deutschland und der NDU in Österreich an Otl Aicher und sein Werk zu erinnern. Das Thema der NDU ist dabei das theoretische Werk von Otl Aicher, bzw., um genau zu sein, seine Designphilosophie.

Dass Aicher sich intensiv mit der Philosophie auseinandersetzte, ist bekannt. Seine Annahme, dass Philosophie und Architektur auf das gleiche Ziel steuern, nämlich die Welt zu gestalten, gilt es nun in ihren verschiedenen Facetten genauer zu untersuchen.

Ein erster Schritt dazu war der Besuch der Villa Wittgenstein im 3. Bezirk. Das Gebäude ist im Hinblick auf Otl Aicher interessant, weil dieser in seinem Denken stark durch den Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889-1951) beeinflusst wurde, der die Villa gemeinsam mit dem Architekten Paul Engelmann (Schüler von Loos) von 1925-28 für seine Schwester Margarethe Stonborough-Wittgenstein entworfen und gebaut hat. Heute gilt das Gebäude als einzigartiges kulturgeschichtliches Dokument, auch weil viele darin die Philosophie Wittgensteins oder zumindest Aspekte davon in der Konzeption und den formalen und technischen Details erkennen. 1977 erwarb das bulgarische Kulturinstitut das Gebäude und gab ihm eine neue Nutzung, wobei die Substanz aber weitgehend erhalten blieb.

Letzter Programmpunkt des Auftakttages war der Besuch der Ausstellung „Missing Link — Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien“ im MAK. Geführt wurden wir dabei von Otto Kapfinger, einem heute vor allem als Architekturkritiker und –historiker bekannten Architekten, der in den 1970er Jahren selbst Mitglied von Missing Link war. In einem inspirierenden Rundgang durch die Ausstellung berichtete er uns anhand der vielseitigen Projekten der Architekt*innengruppe von gedanklichen und gestalterischen Verbindungen von Architektur, Mensch, Umwelt und Kunst. Herzlichen Dank, lieber Otto Kapfinger, für diese beeindruckenden Einblicke und Geschichten und Ihre ansteckende und motivierende Begeisterung und Haltung! 

JOSEF HOFFMANN NEU INTERPRETIERT Saisonausstellung von 25.09.–30.10.2022

Josef Hoffmann war ein Architekt und Designer, der jedem Gegenstand funktionelle Schönheit verlieh. Im Rahmen zweier Workshops hatten Studierende aus Österreich und der Tschechischen Republik die Möglichkeit, gemeinsam einen neuen Zugang zum kulturellen Erbe Hoffmanns zu schaffen und zeitgemäß auf sein Werk zu reagieren.

Im MAK Design Camp 2018/19 stand die Wahrnehmung und Attraktivierung von Hoffmanns Geburtshaus als Ort der Kreativität im Zentrum. In den Workshops entstanden Prototypen für Gestaltungsprojekte im und um das Museum, die Hoffmanns Designdenken reflektieren.

Der NDU-Workshop „Reinterpreting Hoffmann“, der 2022 folgte, nahm sich Hoffmanns Inspiration und Verbindung zur Volkskunst zum Thema. Die Ergebnisse – maskenartige Objekte – entstanden durch eine digitale und analoge dreidimensionale Interpretation von ausgewählten Musterentwürfen Hoffmanns.

Ab 25. September 2022 werden alle Ergebnisse im „Laboratorium für Design“, dem Josef Hoffmann Museum in Brtnice / Tschechische Republik, gezeigt, das dem Architekten und Designer Hoffmann sein Leben lang als Inspirationsquelle diente. Nach der Ausstellung werden die Prototypen für Vermittlungsprogramme, Sitzmöbel, Entwürfe für Garten und den Vorplatz, sowie die maskenartigen Objekte in die Sammlung des Josef Hoffmann Geburtshauses aufgenommen, das gemeinsam vom MAK – Museum für angewandte Kunst Wien und der Mährischen Galerie in Brünn geführt wird.

Weitere Informationen zur Geschichte des Josef Hoffmann Museums sind auf dem Blog des MAK – Museum für angewandte Kunst zu finden.

Die Ausstellung und die Workshops wurden im Rahmen des Projekts ATCZ143 Bilaterale Designnetzwerke und des Projekts ATCZ264 JH Neu digital / Nově digitální, INTERREG Österreich – Tschechische Republik mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung durchgeführt. >>Mehr zum Projekt<<

„Reinterpreting Hoffmann“: ein bilateraler Workshop im Josef Hoffmann Museum

Josef Hoffmann war ein Tausendsassa. Dem Architekten und Designer der Jahrhundertwende war kein Gegenstand zu groß, zu klein oder zu alltäglich, als dass er ihm nicht durch seine Gestaltung einen besonderen Glanz und Schönheit verleihen konnte. Eine seiner Hauptinspirationsquellen waren die Objekte der slowakisch-tschechischen Volkskunst, die er mit Leidenschaft sammelte und deren Motive er in seine Entwürfe einfließen ließ.

Ende April / Anfang Mai 2022 fand kuriert von Christine Schwaiger und Rostislav Koryčánek unter der Leitung von dem Gestalterduo Armor Gutiérrez Rivas & Rosa Rogina (Atelier La Juntana) und Ondřej Tobola der Workshops „Reinterpreting Hoffmann“ statt, im Zuge dessen ausgewählte österreichische und tschechische Studierende der NDU und der FAVU gemeinsam einen neuen Zugang zum Kulturerbes Josef Hoffmanns herstellten. Dabei reagierten sie auf die Verbindung zwischen Josef Hoffmann und dem Einfluss der Volkskunst auf sein Werk praktisch und zeitgemäß.

Durch die intensive Zusammenarbeit und das durchgehende gemeinsame Zeitverbringen der Studierenden entstanden Ergebnisse, die sich sehen lassen können: Maskenartige Objekte, die durch die 3D-Interpretation von Hoffmanns 2D-Mustern, Inspiration durch den Brauch des Hexenbrennens und Verwendung lokaler Materialien eine Verbindung zwischen dem Ort Brtnice, Hoffmann, der Folklore und Gegenwart herstellen.

Die beeindruckenden Ergebnisse werden im Rahmen der Ausstellung „““Reinterpreting Hoffmann“”“ von 25.09. – 30.10.2022 im Josef Hoffmann Museum in Brtnice gezeigt.

Der Workshop ist Teil des Forschungsprojektes INTERREG A-V Österreich – Tschechische Republik ATCZ264 JH Neu digital / JH Nově digitální und wurde mit finanzieller Unterstützung der Europäischen (INTERREG V-A Österreich – Tschechische Republik) sowie durch staatliche Mittel der Tschechischen Republik finanziert. >> Mehr zum Projekt <<

„Gieß mich!“ – ein Workshop für Kinder zu Josef Hoffmanns Designs

Im Rahmen der KinderUniKunst Kreativwochen finden jeden Sommer mehrere Workshops an verschiedenen Universitäten und kulturellen Einrichtungen in Wien und Niederösterreich statt. Sie bieten interessierten Kindern und Jugendlichen einen Einblick in die Praxis der Architektur, bildender Kunst, des Designs und vielen anderen Sparten.

Im Sommer 2022 war die New Design University St. Pölten gleich mit mehreren Workshops bei den KinderUniKunst Kreativwochen vertreten, u.a., mit dem Workshop „Gieß mich!“, organisiert von Christina Mariella Fritz und Leonie Georgopoulos, unter der Leitung von Univ.-Prof. Christine Schwaiger.

Nach einer Einführung und dem gemeinsamen Beantworten eines interaktiven Quiz zu Leben und Werk Josef Hoffmanns, starteten die Nachwuchsdesigner*innen medias in res. Dabei stand das Entdecken von Josef Hoffmanns Mustern und das Kennenlernen verschiedenen Materialien im Vordergrund. So entstanden aus Jesmonite und Paraffin 3D-Fliesen, die durch die Kombination verschiedener Farben und das Einschließen (natürlicher) Materialien haptisch und visuell besonders interessant ausfielen.

Die Ergebnisse des Workshops: strahlende Gesichter und viele schöne 3D-Fliesen, Josef Hoffmann wäre vermutlich ebenso begeistert gewesen.

Der Workshop wurde im Zuge des Forschungsprojektes INTERREG A-V Österreich – Tschechische Republik ATCZ264 JH Neu digital / JH Nově digitální durchgeführt. >> Mehr zum Projekt <<

Begeisterte Besucher*innen im WW-Shop bei der Langen Nacht der Forschung 2022

Am 20. Mai 2022 ging die Lange Nacht der Forschung über die Bühne und auch die New Design University St. Pölten (NDU) war vertreten. Im Museum Niederösterreich wurden die Ergebnisse des Virtual-Reality-Workshops, der im Februar 2022 unter der Leitung von Bekir Serdar Songür an der NDU stattgefunden hatte, präsentiert. Der Workshop, als Teil des Forschungsprojektes INTERREG A-V Österreich – Tschechische Republik ATCZ264 JH Neu digital / JH Nově digitální, spielte bei der weiteren Auseinandersetzung mit Josef Hoffmanns Werk anhand moderner Technologien eine wesentliche Rolle und seine Ergebnisse wurde erstmals dem öffentlichen Publikum gezeigt.

Im Zuge des Virtual-Reality-Workshops wurde im Vorfeld eine virtuelle 3D-Nachbildung des ersten Geschäftslokals der Wiener Werkstätte erstellt. Das Geschäft am Graben 15 wurde anhand von historischen Plänen des Architekten und Mitbegründers der Wiener Werkstätte, Josef Hoffmann, digital nachgebaut. Die Sammlung des MAK und historische Fotografien halfen den Studierenden die Verkaufsobjekte zu modellieren und im 3D-Modell zu platzieren.

Interessierte Besucher*innen konnten, mit Unterstützung von Bekir Serdar Songür und Studienassistentin Leonie Georgopoulos, bei der Langen Nacht der Forschung in die Virtual-Reality-Welt eintauchen und den Wiener Werkstätte-Shop am Graben 15 besuchen. Eine Virtual-Reality Software und eine Virtual-Reality-Brille machten es für die Besucher*innen möglich die Atmosphäre des Geschäftslokals aus dem Jahr 1907 zu spüren. Der Andrang war groß: Jung und Alt waren fasziniert vom Erlebnis virtuell das Verkaufslokal zu betreten und so, auf spielerische Weise, den Zugang zu den historischen Räumlichkeiten zu erlangen.

Das Forschungsprojekt INTERREG A-V Österreich – Tschechische Republik ATCZ264 JH Neu digital / JH Nově digitální hat ein Gesamtbudget von 1,09 Mio. Euro, und wird zu 85 % aus den EFRE-Mitteln der Europäischen Union (INTERREG V-A Österreich – Tschechische Republik) sowie durch staatliche Mittel der Tschechischen Republik finanziert. >> Mehr zum Projekt <<

Werksexkursion zu Eternit Österreich

Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Neue Materialien“ unter der Leitung von Architektin DI Christa Stürzlinger hatten unserer Studierenden des 2. Semesters die einzigartige Möglichkeit, das ETERNIT Werk in Vöcklabruck zu besichtigen und den vielseitigen Baustoff Faserzement kennezulernen.

Nach kurzer Einführung in die beeindruckende Firmengeschichte führte uns Christoph Pohn, Produktmanagement-Leiter bei Eternit, durch das riesige Werksareal. Sämtliche Eternit-Produkte konnten hautnah „erlebt“ werden – von der Dachziegel-Herstellung und Logistik, der Mischung von Papierfasern und der Zusammensetzung von Faserzement, der Produktion und Lagerung von Welleternit-Platten bis hin zur Verpackung von Großformat-Tafeln. Klar ist nun, dass Eternit nicht nur hochqualitative Dach- und Fassadenprodukte herstellt, sondern auch im Interior- und Produktdesignbereich sehr innovativ und präsent ist.

Besonders spannend für Innenarchitekt*innen ist das unglaubliche Facettenreichtum des Materials, das im Anschluss im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbarer“ wurde – wir hatten die Möglichkeit, mit werksfrischen, weichen Faserzementplatten zu experimentieren und eigene Produkte zu „modellieren“.

Herzlichen Dank an Eternit Österreich, speziell an Christoph Pohn und Dorothea Wolinski für den top- organisierten und gelungen Tag bei Euch im Eternit-Werk Vöcklabruck.