Transformation Praterstraße und Praterstern

Wie stellen wir uns den Straßenraum der Zukunft eigentlich vor? Wie können sich die Menschen zu Fuß, auf dem Rad und im Bus oder Auto gleichzeitig so bewegen, dass es für alle gut ist? Wie bekommen wir das angesichts des Klimawandels dringend benötigte Grün in die Straßen? Wie können Bäume in den engen Straßenräumen überhaupt gedeihen?

Diese und noch viel mehr Fragen konnten wir an einem Exkursionstag in Wien direkt mit den Planern von zwei der größten aktuellen Stadt-Umbaumaßnahmen Wiens besprechen: der Transformation der Praterstraße und des Pratersterns. 

Oliver Gachowetz und Robert Luger vom Büro 3zu0 Landschaftsarchitektur zeigten uns in einem Vortrag zur „Transformation des öffentlichen Raums“ auf eindrucksvolle Weise wie stark disziplinenübergreifend in der Praxis der Landschaftsarchitektur gearbeitet wird. Gemeinsam mit vielen Kooperationspartnern und Fachleuten haben sie den handlungsorientierten KlimaKonkret Plan erarbeitet, um den komplexen Herausforderungen, die der Klimawandel gerade für den öffentlichen Raum mit sich bringt, wirksam zu begegnen.

Ein besonders wichtiger Baustein zur Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel sind dabei zweifellos Stadtbäume, die sehr effektiv der in Zukunft zunehmenden Hitze entgegenwirken können. Durch die Erläuterungen von 3zu0 sowie durch informative Zeichnungen, Stadtkarten und Diagramme konnten wir nachvollziehen wie die Stadtbäume trotz des Klimawandels durch intelligente Nutzung von Regenwasser, ausreichend Wurzelraum und der eigens für das Schwammstadt-Prinzip entwickelten Unterfüllung gesund und schnell wachsen können.

Neugestaltung Praterstern

Nach einer entspannten Pause im erst kürzlich eröffneten Café Engländer am Praterstern trafen wir Eric Tschaikner vom Büro Kenh Architekten für den nächsten Abschnitt der Exkursion aber auch der Praterstraße: dem Praterstern.

Gemeinsam mit D\D Landschaftsplanung haben Kenh Architekten die erst seit 2022 fertiggestellte umfassende Neugestaltung des Pratersterns verantwortet – auch hier also eine großartige Gelegenheit aus erster Hand zu lernen, und zwar nicht nur im Hinblick auf den Praterstern. Auch der Umbau der ehemaligen Polizeistation, der ursprünglich für das nur ein Jahr existierende vegetarische Restaurant „Pure“ konzipiert wurde, stammt von Kenh Architekten.

Eric Tschaikner berichtete uns von den Methoden und Prozessen die zum Gestaltungskonzept für den Praterstern geführt haben. Ziel war es nicht – wie leider oft bei ähnlichen Projekten – die Nutzer aus sozial benachteiligten Milieus zu vertreiben, sondern sie einzubeziehen und einen angenehmen öffentlichen Raum für wirklich alle zu schaffen. Dazu führte das Büro zunächst Interviews und teilnehmende Beobachtungen durch, um so die Bedürfnisse aller Nutzergruppen detailliert kennenzulernen. Das daraufhin entwickelte Gestaltungskonzept führte zu einer Verbesserung des subjektiven Sicherheitsgefühls, der Verdoppelung der verschiedenen Sitzgelegenheiten, sowie der Grünflächen und der Stadtbäume. Diese wurden, wie auch in der Praterstraße, nach dem Schwamm-Stadt Prinzip gepflanzt und sind damit für die Strapazen des Klimawandels besser gerüstet. Die 150.000 Personen, die den Platz täglich frequentieren, haben eine deutlich bessere Aufenthaltsqualität die sich bald auch in die Praterstraße hinein fortsetzen wird. 

Und damit sind wir wieder bei unserem Semesterprojekt, vorher aber möchten wir uns ganz herzlich bei Oliver, Robert und Eric bedanken. Es war phantastisch, dass sie sich so viel Zeit für uns genommen haben. Die first-hand-Erfahrungen aus den realisierten Umbauten sind eine unglaublich wertvolle Ergänzung für unsere meist nur fiktiven Projekte.