Semesterstart im Designforum Wien – Ende Jänner 2023 soll hier eine von unseren Studierenden gestaltete Ausstellung zu sehen sein, die das Denken und Machen von Otl Aicher (1922-1991) untersucht, konterkariert, interpretiert und weiterdenkt. Aicher, der heuer im Mai seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, war einer der wichtigsten und einflussreichsten Grafikdesigner des 20. Jahrhunderts.
Partner der NDU ist bei diesem Projekt die Firma FSB, ein namhafter Hersteller von Tür- und Fensterbeschlägen. Otl Aicher gestaltete in den 1980er Jahren nicht nur das Erscheinungsbild der Firma sondern deren gesamte Firmenphilosophie, so dass FSB dem weltberühmten Designer bis heute viel verdankt. Weil man sich dieser Tatsache bewusst ist und das Erbe von Aicher ganz bewusst pflegt hat FSB sich den runden Jahrestag von Aicher nun zum Anlass genommen mit 3 Hochschulen in Deutschland und der NDU in Österreich an Otl Aicher und sein Werk zu erinnern. Das Thema der NDU ist dabei das theoretische Werk von Otl Aicher, bzw., um genau zu sein, seine Designphilosophie.
Dass Aicher sich intensiv mit der Philosophie auseinandersetzte, ist bekannt. Seine Annahme, dass Philosophie und Architektur auf das gleiche Ziel steuern, nämlich die Welt zu gestalten, gilt es nun in ihren verschiedenen Facetten genauer zu untersuchen.
Ein erster Schritt dazu war der Besuch der Villa Wittgenstein im 3. Bezirk. Das Gebäude ist im Hinblick auf Otl Aicher interessant, weil dieser in seinem Denken stark durch den Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889-1951) beeinflusst wurde, der die Villa gemeinsam mit dem Architekten Paul Engelmann (Schüler von Loos) von 1925-28 für seine Schwester Margarethe Stonborough-Wittgenstein entworfen und gebaut hat. Heute gilt das Gebäude als einzigartiges kulturgeschichtliches Dokument, auch weil viele darin die Philosophie Wittgensteins oder zumindest Aspekte davon in der Konzeption und den formalen und technischen Details erkennen. 1977 erwarb das bulgarische Kulturinstitut das Gebäude und gab ihm eine neue Nutzung, wobei die Substanz aber weitgehend erhalten blieb.
Letzter Programmpunkt des Auftakttages war der Besuch der Ausstellung „Missing Link — Strategien einer Architekt*innengruppe aus Wien“ im MAK. Geführt wurden wir dabei von Otto Kapfinger, einem heute vor allem als Architekturkritiker und –historiker bekannten Architekten, der in den 1970er Jahren selbst Mitglied von Missing Link war. In einem inspirierenden Rundgang durch die Ausstellung berichtete er uns anhand der vielseitigen Projekten der Architekt*innengruppe von gedanklichen und gestalterischen Verbindungen von Architektur, Mensch, Umwelt und Kunst. Herzlichen Dank, lieber Otto Kapfinger, für diese beeindruckenden Einblicke und Geschichten und Ihre ansteckende und motivierende Begeisterung und Haltung!








